Vertrauen und Dialog. Wichtiger denn je!

Viele Jahre war „Kontrolle“ (überspitzt im Sinne „ ich als Führungskraft kenne zu allen Fragen die richtige Antwort“) das vorherrschende Führungsprinzip. Doch in der zunehmenden komplexen Welt klappt es mit Kontrolle nicht mehr. Vertrauen wird nun „überlebenswichtig“ für erfolgreiches Arbeiten. Das zeigen auch die Befragungen von Führungskräften der sog. Wertekommission. Vertrauen rutschte an Position eins. Diese Umstellung fällt vielen Führungskräften schwer - auch verständlich.

In vielen Unternehmen ist Home-Office zunehmend etabliert. Wir alle kennen und nutzen die Vorteile: weniger Anfahrtszeiten, geringere Kosten für Büroflächen, (…). Die Kehrseite: Das Fehlen sozialer Kontakte, fehlende Feedbacks, geringere Identifikation mit dem Unternehmen, schwerere Abstimmung.

Der Aufbau und das Bewahren von Vertrauen sind schwierige Themen beim digitalen Führen. Der Aufbau ist deswegen schwer, weil man nicht sieht, was die anderen machen. Und doch muss man sich darauf verlassen, dass die Anderen auch tatsächlich arbeiten. Es ist zu einfach, nur zu sagen „Bringen Sie Ihren MitarbeiterInnen Vertrauen entgegen“. Und doch ist es der richtige Weg. Vertrauen zu haben darf durchaus in Einklang stehen mit vorsichtig zu sein und zu prüfen, ob die Anderen dieses Vertrauen auch nicht missbrauchen. Wird das Vertrauen positiv angenommen, dann sollte man das durchaus auch zum Thema machen und in Form von wertschätzenden Kommentaren auch ausdrücken. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, dass Vertrauen zwischen Menschen umso mehr steigt, je besser sich die Menschen begegnen, zunehmend kennenlernen und sich dann mehr und mehr als vertrauenswürdig beurteilen. In digitalen Arbeitskontexten sehen und begegnen wir uns weniger als vorher und haben daher keine Gelegenheiten, dieses Vertrauen langsam aufzubauen. Es müssen andere Wege des sich Begegnens geschaffen werden. Daher sollte genügend Zeit insbesondere für die informelle Kommunikation eingeplant werden, um das Gefühl des Miteinanders aufzubauen und zu bewahren. Führungskräfte sollten Möglichkeiten schaffen, sich untereinander mehr auf der persönlichen Ebene kennenlernen. Als Führungskraft sollten sie die Initiative ergreifen. Denkbar sind regelmäßige Online Meetings mit Einsatz der Webcam, um die Emotionen der Anderen zu sehen. Wichtig ist es um so mehr, Raum für  Small Talk zu geben. Wir treffen uns eben nicht mehr zufällig im Treppenhaus, um „beiläufige“ Themen zu besprechen.

Mein Fazit: Vertrauen ist wichtiger denn je. Man kann lernen, zu vertrauen – auch, wenn es nicht einfach ist. Im Privaten schenken wir Menschen auch Vertrauen, indem wir sie kennenlernen und weiter in Dialogen die Bestätigung suchen, dass das Vertrauen richtig ist. Den einen mehr, den anderen weniger. Auch da haben wir gelernt, weiter auf andere wieder zuzugehen. Schließlich sind wir Menschen soziale Wesen – ausgestattet mit Bedürfnissen. Und: Mehr denn je zeigt sich, dass ein mechanistisches Menschenbild eben nicht passt.

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